Alltag kreativ beobachten – Techniken für mehr Achtsamkeit

Statt achtlos durch den Alltag zu laufen, sollten wir alle den Blick besser schärfen. Hier findest du kreative Techniken für mehr Achtsamkeit.

Inhaltsverzeichnis

Kennst du das? Du gehst du den Tag und alles sieht gleich aus? Alles schonmal gesehen und nichts Interessantes mehr zu entdecken? Ich erkläre kreative Beobachtungstechniken, um wieder die Magie im Alltag zu entdecken.

Warum ist Alltagsmagie so faszinierend?

Zum hundertsten Male gehe ich an diesem Schaufenster vorbei. Ich blicke meist nur noch auf den Weg, auf dem ich laufe, wenn ich mich durch die Straßen bewege. Ein Blick nach links und rechts scheint mir nicht würdig, was soll schon anderes sein als die letzten 99 Male?

Oder im Café: Lieber starre ich Löcher in die Luft und versinke in eigenen Gedanken, als mir die Möglichkeit zu geben, mich meinem Hier und jetzt bewusst zu werden. (Denn das Café kann ein eigenes Trainings-Gym werden)

Und dann: eine Person in mit einem riesigen Hut läuft an mir vorbei und zieht meine Aufmerksamkeit komplett auf sich. Ich bin fasziniert von diesem Anblick und mir rauschen tausend Dinge durch den Kopf zu dieser Szene.

Aber warum muss es immer so etwas Ausgefallenes sein?

Wir suchen nach Dingen, die uns begeistern. Schöne, schräge, bemerkenswerte oder berührende Dinge ziehen uns an und wir möchten mehr davon. Unser Gehirn erfreut sich daran, wir werden für einen Moment lang glücklich.

Aber es verhält sich wie mit Social Media: mit der Zeit brauchen wir immer mehr und mehr „Action“, um uns daran begeistern zu können. Wie kann das geändert werden?

Der Blick für das besondere im Gewöhnlichen

Wenn wir genau hinschauen, dann steckt in jeder noch so banalen Szene etwas Besonderes. Überleg mal: Die Natur schafft keine 1:1 Kopie von irgendwas, und auch jedes Aufeinandertreffen von zwei Personen erfolgt jedes Mal aufs neue anders.

Das heißt: In jeder Szene steckt etwas Besonderes, das es zu entdecken gilt!

Stell dir vor, die Frau, die an mir vorbeispaziert ist. Die mit dem großen Hut, du erinnerst dich? Hätte sie meine Aufmerksamkeit auf mich gezogen, wenn sie keinen Hut getragen hätte? „Nein, bestimmt nicht“ willst du sagen. Aber nur, weil ich dann nicht genau hingeschaut habe.

Jeder Mensch hat eine eigene Geschichte zu erzählen, jede zerzauste Frisur einen Grund. Jedes Loch in einem Laubblatt trägt eine Geschichte in sich und hängt mit einer anderen Geschichte zusammen.

Was wir tun müssen, ist, unseren Blick wieder zu schärfen. Der Blick zum Entdecken.

Die Wahrnehmung schärfen

Ich habe mir im Laufe der Zeit verschiedene Übungen gesammelt, um meine Wahrnehmung im Alltag wieder zu schärfen.

  • fremden Gesprächen zuhören: Wenn ich in der Bahn oder in einem Café sitze, höre ich anderen Menschen gern zu. Ich kenne die Menschen nicht, weiß nichts von ihrer Beziehung und Vorgeschichte. Aber genau das ist das schöne: Aus ihren Gesprächsfetzen kann ich andocken und meiner Fantasie freien Lauf lassen, um mir zu überlegen, wie deren Geschichte weiter geht oder wo sie begann.
  • Menschen länger beobachten: Wenn ich in einer Schlange stehe, zum Beispiel im Supermarkt, dann schaue ich gern anderen Menschen zu und beobachte sie (natürlich unauffällig). Es ist spannend zu sehen, wie sich Menschen verhalten, wenn sie ihren Alltag nachgehen. Welche Gewohnheiten haben sie? Ekeln oder freuen sie sich? Was kaufen sie ein? Alles Anhaltspunkte, um spannende Geschichten zu finden.

Perspektivwechsel üben

Stell dir vor, du würdest genau in der gleichen Situation stehen. Nur diesmal als 8-jähriges Kind. Wie würdest du die Szene wahrnehmen? Was würdest du anderes sehen und entdecken? Als Kind nehmen wir so viel mehr wahr, was uns als Erwachsener durch den täglichen „Filter“ rutscht. Vieles ist für Kinder noch neu und „unverbraucht“. Deshalb nehmen wir in jungen Jahren noch so vieles mit Begeisterung wahr.

Oder personifiziere Dinge!

Hier ein kleines Beispiel:

Auf deinem täglichen Heimweg liegt ein Kaffeebecher neben einem Mülleimer. Normalerweise denken wir: „Schon wieder Umweltverschmutzung, warum kann man den nicht gleich in den Mülleimer werfen?“ (oder wir denken einfach gar nichts und ignorieren es).

Aber stell dir doch mal das Leben des Kaffeebechers vor:

  • er wurde aus seiner Gruppe von Freunden genommen (die Großpackung), um eine große Reise anzutreten
  • Er lauscht Gespräche zwischen zwei Freundinnen
  • Dabei erfährt er die tragische Geschichte einer Mutter
  • Er wird mit zu viel Lippenstift beim Trinken beschmiert – Der Versuch der Mutter sich wieder lebendig und attraktiv zu fühlen
  • Mit ihm wird gerannt und ihm wird ganz schwindelig
  • beim Entsorgungsversuch wurde er hektisch zum Mülleimer geworfen und nicht getroffen, nun liegt er daneben
  • Ein Kind tritt ihn mit Füßen
  • eine Krähe versucht ihn mit dem Schnabel zu picken und zum Nest zu tragen

So oder so ähnlich könnte die Geschichte eines Kaffeebechers sein (du brauchst ein vollständiges Beispiel? Lies meine Geschichte: Der Kopfhörer, da bekommst du einen guten Eindruck)

Fazit

Um es kurzzufassen: Magie ist keine Fantasie, sondern eine Haltung. Überall im Alltag finden sich magische Momente, du musst nur hinschauen! Wir können gemeinsam mit ein wenig Übung achtsam durch den Tag laufen und die tollsten Momente entdecken. Und wer weiß, vielleicht lassen sich sogar neue Freundschaften finden?

Übungen zum Mitmachen

Für die folgende Übung benötigst du keinerlei Materialien oder Vorbereitung. Sie lässt sich prima in deinen Alltag einbauen und du kannst sie sogar als regelmäßiges „Ritual“ einbauen:

Jedes Mal, wenn du in den Supermarkt gehst, nimm dir konkret 5 Minuten während deines Einkaufs heraus. Statt mit dem Zettel in der Hand durch die Gänge zu schlurfen und in die Regale zu schauen, stell dich mit deinem Einkaufswagen einfach einmal an den Rand.

Nimm dir diese 5 Minuten und beobachte. Schaue dir die Menschen an, die an dir vorbeiziehen. Achte auf folgende Dinge:

  • Wie ist ihre Stimmung? (fröhlich, traurig, desinteressiert, genervt)
  • Was für ein Tempo haben sie? (entspannt, super-langsam, gehetzt)
  • Wie kaufen sie ein? (organisiert mit Liste / App, chaotisch alles unter den Arm geklemmt)
  • Was tragen diese Menschen für Kleidung? (Bunt, monoton, Business, extravagant)

Ganz wichtig: du musst nichts notieren oder dir groß merken. Achte nur auf diese Eigenschaften und beobachte.

Diese Übung hilft dir super, um deine Umgebung besser wahrzunehmen. Allein mit diesen Eigenschaften lassen sich hervorragende Geschichten erstellen. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt oder welches Geschlecht die Menschen haben.

Du wirst schnell merken, wie du schneller und besser auf deine Umgebung achten kannst. Bald schon reicht nur noch ein kurzer Blick und du hast alle Eigenschaften, die du brauchst um dir eine schöne Geschichte zu einem Menschen auszudenken.

Und das Gute daran ist: Ab jetzt wirst du dich auf den nächsten Einkauf im Supermarkt freuen, denn du kannst jedes Mal neue Geschichten entdecken. 😉

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