Du sitzt an deinem aktuellen Schreibprojekt, die Finger gleiten über die Tasten, die Handlung nimmt endlich Fahrt auf – und plötzlich springt es dir vor die Nase: ein Plotbunny. Flauschig, unschuldig, aber mit einer Idee im Gepäck, die dich sofort in ihren Bann zieht. Du willst sie festhalten, ausbauen, am liebsten sofort losschreiben… doch Moment: Was ist eigentlich ein Plotbunny?
Was sind Plotbunnies?
Ein Plotbunny ist eine spontane, oft ungeplante Idee für eine Geschichte oder Szene, die scheinbar aus dem Nichts auftaucht und sich hartnäckig in deinem Kopf einnistet. Der Begriff kommt aus der Fanfiction-Community, hat sich aber längst in den allgemeinen Schreibwortschatz geschlichen. Und wie echte Kaninchen vermehren sich diese Ideen manchmal schneller, als man sie verarbeiten kann.
Warum Plotbunnies so verführerisch sind
Plotbunnies wirken oft wie die perfekte Flucht. Während dein aktuelles Projekt mit Struktur, Plotlöchern oder Schreibblockaden kämpft, leuchtet die neue Idee wie ein funkelnder Schatz am Horizont. Sie ist frisch, unberührt, voller Möglichkeiten. Sie verspricht das, was dein aktueller Text gerade nicht bietet: Spaß, Spannung, Flow.
Hinzu kommt: Kreative Menschen sind empfänglich für Impulse. Unser Gehirn liebt es, neue Verbindungen zu schaffen, Muster zu erkennen, Fragen zu stellen. Ein Satz in einem Buch, ein Liedtext, ein Gespräch auf der Straße – und zack, da ist es, das nächste Plotbunny.
Die Schattenseite: Der Projektfriedhof
So entzückend diese Ideen auch sein mögen – sie haben eine dunkle Seite. Wer jedem Plotbunny hinterherrennt, riskiert, nie etwas zu beenden. Die Festplatte füllt sich mit angefangenen Kapiteln, halbfertigen Charakterbögen und ersten Sätzen. Das Gefühl, nie „fertig“ zu werden, kann frustrierend sein und demotivieren.
Viele Schreibende kennen das Dilemma: Das alte Projekt fühlt sich mühsam an, die neue Idee lockt. Man wechselt – und einige Wochen später kommt das nächste Bunny. Ein Kreislauf entsteht, der oft mehr Kreativchaos als kreative Erfüllung bringt.
Umgang mit Plotbunnies – So zähmst du die Idee
Die gute Nachricht: Plotbunnies müssen nicht bekämpft werden. Sie wollen nur gezähmt werden. Hier ein paar Strategien:
- Sofort aufschreiben, aber nicht nachgeben. Notiere dir die Idee in ein spezielles Plotbunny-Notizbuch oder in eine digitale Sammlung. So geht nichts verloren, aber du bleibst fokussiert auf dein aktuelles Projekt.
- Plane Plotbunny-Zeiten ein. Vielleicht erlaubst du dir einmal pro Monat, ein Bunny auszuführen – als Mini-Kurzgeschichte oder Szenenexperiment.
- Priorisieren lernen. Nicht jede Idee ist gleich gut. Wenn ein Plotbunny wirklich stärker ist als dein aktuelles Projekt, kann es Sinn machen, umzuschwenken – aber bewusst, nicht impulsiv.
- Plotbunnies als Backup. Manchmal passen sie in bestehende Projekte oder lassen sich kombinieren. Halte die Augen offen für Synergien.
- Vertraue deinem Schreibprozess. Es ist okay, Ideen zu haben und nicht alle umzusetzen. Kreativität bedeutet nicht, jeder Idee nachzugeben – sondern sie zu steuern.
Fazit: Plotbunnies sind kein Fluch
Plotbunnies sind ein Zeichen dafür, dass dein kreativer Motor läuft. Sie können frischen Wind bringen, dich inspirieren, neue Richtungen eröffnen. Aber sie sind auch Meister der Ablenkung. Der Schlüssel liegt darin, sie zu würdigen, ohne sich von ihnen treiben zu lassen.
Also: Nimm sie wahr. Schreib sie auf. Und dann entscheide mit klarem Kopf, ob du dem Bunny folgen oder es (fürs Erste) in seinen Bau zurückschicken möchtest.