Es ist kalt. Die Erde um ihn herum ist gefroren und dunkel, seine Äste sind kahl, leer. Schneidender Wind weht durch seine Krone.
Er bringt seine ganze Energie auf um gegen den Winter anzukämpfen. An den ersten Zweigen fangen die Knospen an, sich durch die Harte Rinde zu drücken. Mehr und mehr, hier und da.
Der erste warme Tag in diesem Jahr verleiht ihm Kraft, gibt ihm Stärke. Er saugt die Wärme der Sonne wie ein Schwamm auf um seine frischen Triebe der Welt zu zeigen. Jetzt sind all seine Finger und Arme
übersät mit den Vorreitern des Frühlings.
Ein weiterer warmer Tag, und noch einer, die Sonne drängt sich förmlich ins innere des Stamms um ihn aufzuladen und seine Pracht sprießen zu lassen. Regen bietet den Saft, den sein späteres Blattwerk braucht um zu leuchten.
Vögel gesellen sich zu ihm, er bietet ihnen Nahrung, ein Ort zum versammeln und singen, Plätze für eine kurzweilige Heimat.
Noch ein weiterer Tag.
Aus den Knospen bricht die Blüte heraus. Wie bei einer Explosion erstrahlt nun die gesamte Umgebung und wird in herrliche Farben getaucht.
Die Kirschblüte ist erwacht.
Bienen summen, Insekten krabbeln, mehr und mehr Wesen finden ihren Platz in seiner Krone und statten ihm ein Besuch ab.
Verschiedene Namen gibt man seiner Schönheit: „Cherry Blossom“, „Fleur de Cerisier“, aber auch „Kirsebærblomst“ oder „Kwiat Wiśni“ wird sie gerufen.
Sein Anblick vermischt sich mit seinen umliegenden Artgenossen und bilden einen Teppich aus Rosa und Weiß, wie aus einem kitschigen Hollywood-Film.
Der Duft und die Schönheit seiner Blüten lockt nicht nur summende Gesellen an, auch die Herzen von verliebten und Romantikern schlagen unter seinen Zweigen höher.
In Japan geboren, getragen in die ganze Welt, steht die Kirschblüte vor allem für eins:
Der Frühling ist da.